Jüdisches Leben am Kurfürstendamm 1933-1945 

Ein Kooperationsprojekt zwischen der Universität der Künste Berlin/Institut für Kunst im Kontext und dem Museum Charlottenburg-Wilmersdorf

Vitrinenausstellung von April bis November 2013

Der Kurfürstendamm mit seinen eleganten Geschäften, Bars, Künstlerkneipen und Kleinkunstbühnen bot den Nationalsozialisten in seiner Modernität und Weltoffenheit eine willkommene Projektionsfläche für ihre antisemitische Propaganda. "In den Cafés und Restaurants herrscht auch heute noch das jüdische Element vor" - verkündet die Presse 1933. Der "Kudammjude" war erfunden: der "raffgierige Geldjude", der intellektuelle "Theaterjude", der "arbeitsscheue Schreiberling" - und nicht zuletzt die "dekadenten Damen" in den Straßencafés.

Das kulturelle Leben wurde tatsächlich von jüdischen Künstlern und Intellektuellen maßgeblich geprägt, wie zum Beispiel den Avantgarde-Fotografinnen Frieda Riess, Suse Byk und Lotte Jacobi oder den Intendanten Max Reinhardt, Rudolf Nelson und Siegbert Goldschmidt.

Alexander Jöchl: Café Wien - ein Familienporträt
Seraphina Lenz: Kristallglanz, Foto: Ringo Paulusch
Atalya Laufer: Moden-Spiegel, Foto: Ringo Paulusch

Mit antijüdischer Hetze fing es an. Es folgten gewalttätige Übergriffe, diskriminierende Gesetze und Verordnungen. Gewaltsam zerstörte Schaufenster und Ladengeschäfte waren in dieser Straße bereits Ende der Zwanziger Jahre die ersten sichtbaren Zeichen für die dann folgenden Ausgrenzungen und Enteignungen. Denunziationen, Hetzbriefe und Verleumdungen wurden alltäglich.

Wer die Möglichkeit hatte, verließ das Land - und seine Heimatstadt Berlin - noch rechtzeitig. Wem dies nicht gelang, drohte Deportation und Ermordung. Manche konnten fliehen oder untertauchen - andere nahmen sich das Leben, um der Verfolgung zu entgehen. Nahezu jedes Haus am Kurfürstendamm könnte eine solche Geschichte erzählen.

Von April bis November 2013 verwandelt sich jeweils für einen Monat eine Vitrine zwischen Fasanenstraße und Bleibtreustraße in einen temporären Ausstellungsort. In künstlerischen Installationen wird dabei die besondere Vielfalt des früheren jüdischen Lebens und Arbeitens am Kurfürstendamm wie auch dessen allmähliche Auflösung und Zerstörung veranschaulicht. Acht Künstler/innen unterschiedlicher Generation und Arbeitsweise werden sich mit dem Thema auseinandersetzen.

Künstler/innen: Bettina Allamoda, Arnold Dreyblatt, Renate Herter, Dominique Hurth, Alexander Jöchl, Atalya Laufer und Seraphina Lenz
Kuratorinnen: Renate Herter, Katja Jedermann
Historische Forschung: Sonja Miltenberger