Kunstsammlung der Stadt Charlottenburg

Die historische Kunstsammlung Charlottenburg beruht auf den Ankäufen der 1908 gegründeten Charlottenburger Deputation für Kunstzwecke. Hinzu kamen Schenkungen und Stiftungen wie die Kunstsammlung von Antonie und Hugo Raussendorff. Die Kunstsammlung umfasst Gemälde und Skulpturen vor allem des 19. Jahrhunderts und der Berliner Secession, darunter Werke von Walter Leistikow, Hans Baluschek, Franz Skarbina und Max Liebermann. Sie entstand in einer Zeit, als der wirtschaftliche Aufschwung und das Geltungsbedürfnis der noch eigenständigen Stadt eine außergewöhnliche kommunale Sammlungspolitik ermöglichte. Die in der Sammlung vertretenen Künstler der Berliner Secession verweisen auch auf deren Aufbruch zur Erneuerung des Kunstbetriebs.

» Ausstellung SammlerStücke. Die Kunstsammlung der Stadt Charlottenburg

Provenienzforschung

Das Kulturamt Charlottenburg-Wilmersdorf hat in der Villa Oppenheim eine Projektstelle zur  Provenienzforschung und zur Suche von vermissten Kunstwerken aus der Kunstsammlung Charlottenburg eingerichtet (Laufzeit 1. Juni 2012 bis 31. Mai 2013, Leitung Dr. Sabine Meister). 

Am 3. Dezember 1998 wurden die 11 Grundsätze der "Washingtoner Konferenz über Vermögenswerte aus der Zeit des Holocaust, Washington, D.C." verabschiedet, "die zur  Lösung offener Fragen und Probleme im Zusammenhang mit den durch die Nationalsozialisten beschlagnahmten Kunstwerke beitragen sollen." Die Museen der unterzeichneten Staaten wurden aufgefordert, ihre Bestände bezüglich ihrer Herkunft und insbesondere in Hinblick auf während der Zeit des Nationalsozialismus unrechtmäßig enteignete Kunstwerke zu überprüfen. 

Die Bundesregierung Deutschland, die Länder und die kommunalen Spitzenverbände bekräftigten daraufhin 1999 durch die sogenannte "Gemeinsame Erklärung" erneut ihre Bereitschaft, auf der Basis dieser Washingtoner Grundsätze und nach Maßgabe ihrer rechtlichen und tatsächlichen Möglichkeiten, nach weiterem NS-verfolgungsbedingt entzogenen Kulturgut zu suchen und gegebenenfalls die notwendigen Schritte zu unternehmen, eine gerechte und faire Lösung zu finden. 

Entsprechend der Erklärung sollen öffentliche Einrichtungen wie Museen, Archive und Bibliotheken ihre Bestände auch unabhängig von konkreten Rückgabeforderungen überprüfen, ihre Unterlagen erschließen, Informationen und Forschungsstände offen legen und Objekte mit unklarer oder bedenklicher Provenienz veröffentlichen. 

Dieser Erklärung gemäß werden alle Objekte überprüft, Kontextforschung betrieben und das Bestandsverzeichnis der Kunstsammlung Charlottenburg sukzessive überarbeitet und ergänzt. 

Das Ziel ist es, die Herkunft des Sammlungsbestandes zu überprüfen und aufzuklären. Dazu werden alle überlieferten Sammlungsinventare und die wenigen vorhandenen Archivalien unter dem Aspekt der Erwerbungen von 1933 bis 1945 - insbesondere Werke aus unbekannter Herkunft - überprüft. Gleiches gilt für Erwerbungsmaßnahmen des Bezirks Charlottenburg vom Kunsthandel, sofern sie Folgen der nationalsozialistischen Aktion "Entartete Kunst" von 1937 waren. 

Darüber hinaus stehen Recherchen, die im Kontext der Arisierung von Sammlungen während des Nationalsozialismus stehen und Recherchen zu anderen, kriegsbedingten Verlusten mitsamt ihren Folgen für die Sammlung im Mittelpunkt. 

Die Forschung erfolgte mit fachlicher Beratung der Arbeitsstelle für Provenienzrecherche/ - forschung am Institut für Museumsforschung der Staatlichen Museen zu Berlin und im Austausch mit der Forschungsstelle "Entartete Kunst", Freie Universität Berlin, Fachbereich Geschichts- und Kulturwissenschaften.

Zeitzeugen gesucht !

Zur Kunstsammlung Charlottenburg gehören Gemälde, Aquarelle, Grafiken und Skulpturen. Sie stammen insbesondere aus dem 19. und 20. Jahrhundert, aber auch ältere Werke seit dem 17. Jahrhundert gehören dazu. Doch seit dem Zweiten Weltkrieg ist ein Teil dieser Sammlung verschollen. Für die Suche nach vermissten Werken sind wir auf die Mithilfe von Zeitzeugen angewiesen!

Erinnern Sie sich?

Wir suchen historische Fotos und Dokumente sowie Zeitzeugen, die über ihre Erinnerungen berichten möchten.

Gibt es Gemälde oder Skulpturen, die Sie vor 1945 oder danach im Charlottenburger Rathaus oder anderen Verwaltungsgebäuden gesehen haben? Besitzen Sie alte Fotografien, z.B. von Innenräumen mit künstlerischer Ausschmückung der Amtsstuben? Wissen Sie etwas über die Auslagerung von Kunstwerken im Jahr 1943 (Fliegerangriffe) oder über ihre Rückführung? Manche Objekte wurden in hauseigenen Tresoren untergebracht, andere aus Berlin ausgelagert:

Als Auslagerungsort kennen wir Sommerfeld (Osthavelland): Die Werke wurden in das Tuberkulosekrankenhaus "Waldhaus Charlottenburg" gebracht. Vielleicht wurden Kunstwerke auch in andere Orte evakuiert. In Frage kommt das Seebad Horst (heute: Niechorze, Polen), dort gab es direkt an der Ostsee zwei Charlottenburger Kindererholungsheime, die "Antonie und Hugo Raussendorff-Stiftung" und das "Kaiser Friedrich Erholungsheim".

Wenn Sie historisches Material haben, das Sie uns gerne zur Kenntnis geben oder zur Verfügung stellen möchten, oder wenn Sie Erinnerungen an Kunstwerke und ihre Standorte zur Zeit des Zweiten Weltkrieges und danach haben, wenden Sie sich bitte an uns! museum@charlottenburg-wilmersdorf.de

Vermisste Kunstwerke

Die Kunstsammlung Charlottenburg ist von Kriegsverlusten betroffen. In den Jahren 1942/43 wurden viele Gemälde, Grafiken, Aquarelle, Bronzen, Gipsbüsten, Porzellane, Möbel und anderes Kulturgut ausgelagert. Hiervon kehrten nur Teile wieder nach Berlin und in die Sammlung zurück.

Ein Teil der Kunstsammlung wurde im Tresor und im "Raum 23" des Rathauses Charlottenburg eingelagert sowie im Tresor des Rathauses Wilmersdorf entweder eingelagert oder später dorthin verbracht. Ein anderer Teil wurde in das von Charlottenburg gebaute Tuberkulosekrankenhaus "Waldhaus Charlottenburg" in Beetz-Sommerfeld (Osthavelland), verbracht.

Dokumente aus 1948 erweisen zudem auf Plünderungen in den Verwaltungsgebäuden Charlottenburgs, die polizeilich gemeldet worden sind, die Akten aus 1946 sind jedoch verschollen. Neben den Kunstwerken selbst werden auch historische Akten zum Kunstbesitz vermisst.

Bei ihrer Auslagerung waren die Kunstwerke folgendermaßen gekennzeichnet: Die von der Kunstdeputation Charlottenburg angekauften Werke waren bis 1919/20 im Allgemeinen mit einem Aufkleber auf der Leinwand oder auf dem Keilrahmen und dem Hinweis 'Ankauf der Deputation für Kunst(zwecke), Charlottenburg' oder mit dem Hinweis auf die Akten der Kunstdeputation Charlottenburg versehen.

Ab 1920 liegen uns mehrere Kennzeichnungen vor:

1. auf dem Keilrahmen ein Stempel der Stadt Berlin "Hauptkulturamt/Hauptstadt Berlin/Bildende Kunst [unleserlich] Nr. X"

2. ein Aufkleber "Stadtverwaltung Berlin, Stadtamt für Kunst und Bildungswesen"

3. handschriftlich: "Reg. Magistrat Berlin, Hauptamt für Hochbau, Raumgestaltung Nr. X"

4. Stempel: "Magistrat von Groß-Berlin/Amt Bildende Kunst und Museen/Inv.-Nr."

Beispiele rückseitiger Aufkleber und Stempel

Ein Verzeichnis der vermissten Objekte wird derzeit erstellt und soll helfen, den Bestand der Kunstsammlung Charlottenburg zu komplettieren. Sie benennt sowohl Kriegsverluste als auch Verluste, die erst in jüngerer Zeit aufgetreten sind. Zugleich erhebt das Land Berlin/Bezirksamt Charlottenbrg-Wilmersdorf hiermit öffentlich Anspruch auf sein Eigentum.

Hinweise jeder Art werden auf Wunsch vertraulich behandelt. Sie sind bitte zu richten an:

Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf von Berlin
Abt. Bürgerdienst, Weiterbildung, Kultur, Hochbau und Immobilien
Vertreten durch
Elke von der Lieth
Leiterin Kulturamt

Fon:     + 49 30 90 29 24 100
E-mail:  elke.vonderlieth@charlottenburg-wilmersdorf.de