Kantstraße 104a: eine Archivbefragung
Installation und Film von Anujah Fernando
28. Juli bis 22. Oktober 2023
In der Kantstraße 104a steht ein Wohngebäude wie viele andere Berliner Häuser. Es trug kriegsbedingte Schäden, durchlebte Umbauten, war Spekulationsobjekt, hat Ein- und Auszüge seiner Bewohner*innen durchstanden. Mehrfach diente es zur Unterbringung von Asylsuchenden – etwa von tamilischen Geflüchteten in den 1980ern. Die Kulturwissenschaftlerin, Kuratorin und Filmemacherin Anujah Fernando widmet sich in der Archivbefragung dem Versuch, die Erinnerungsschichten des Gebäudes freizulegen und in aufgespürten Dokumenten das Verhältnis der Bewohner*innen zu ihrem Haus zu ergründen. Welche Erzählung lässt sich aus öffentlichen Archiven bergen? Wo bedarf es anderer Verfahren des Restaurierens von Erinnerung?
Mit dem Film * [Obgleich ich nun komme oder gehe] — Briefe aus der Kantstraße 104a erweitert Anujah Fernando die Archivbefragung über das Potential des Faktischen hinaus. Auf Basis von Interviews, die sie mit ehemaligen Bewohner*innen der Asylunterkunft geführt hat, rekonstruiert der Film in Form von fiktionalisierten Briefen das Leben von Tamil*innen in der „Pension Kant“. Dort, wo das Erzählvermögen des Archivs endet, ermöglicht das Dokumentarisch-Fiktionale einen Umgang mit den Leerstellen. Installation und Film werden so zu einer Reflexion über liminale Orte wie eine Asylunterkunft.
Die Realisation des Films wird gefördert aus Mitteln des Senats für Kultur und Gesellschaftlichen Zusammenhalt. Die Produktion wird unterstützt durch die filmArche.