Der Blick in Bibliotheken und Archive hat kaum oder gar nicht Bekanntes zutage gefördert. Die Wilmersdorfer Straße war nicht nur Schauplatz dramatischen Geschehens während des Siebenjährigen Krieges und Napoleons Feldzügen. Auch die revolutionären Unruhen der Weimarer Republik fanden dort ihren Niederschlag. Im "Dritten Reich" prägten Zwangsarbeit, Judenverfolgung und Widerstand das Leben in der Straße. Selbst das Ministerium der Staatssicherheit hatte die Wilmersdorfer Straße im Visier.
Einige der fortschrittlichen kulturellen Einrichtungen, die bewusst im Zentrum des alten Charlottenburg platziert worden waren, sind nicht mehr erhalten. Darunter die 1901 eröffnete, vorbildlich ausgestattete, professionell betriebene Städtische Volksbibliothek, die erste ihrer Art im Deutschen Reich. Dass die sich formierende katholische und die jüdische Gemeinde 1845 bzw. Anfang des 20. Jahrhunderts in der Wilmersdorfer Straße Räume für Gottesdienste angemietet hatten, gehört ebenfalls zu den kaum bekannten Informationen, die in dieser Ausstellung vermittelt werden.
Dank der Sichtung schließlich von Literatur, von Akten aus dem Archiv des Bauaufsichtsamts und historischen Berliner Adressbüchern können einstige Bewohner - einfache Charlottenburger oder namenhafte Persönlichkeiten - vorgestellt werden, die sich in der Wilmersdorfer Straße aufgehalten oder dort gewohnt haben. Darunter nicht nur die Gräfinnen Lichtenau und Wedel-Bérard, Deutschlands erster professioneller Scharfrichter Krautz, der Schriftsteller Robert Walser sowie der Dirigent und Komponist Leo Blech. Selbst Albert Einstein und Franz Kafka waren hier. Die Straße überrascht.
Das inzwischen leider vergriffene Buch zur Ausstellung finden Sie hier.