Susi, die Enkelin von Haus Nr. 4

Das Überleben im Nationalsozialismus einer als Juden verfolgten Familie im Untergrund

19. Januar bis 16. Juni 2019

Die Ausstellung hat die wahre Geschichte eines jüdischen Mädchens aus Berlin-Wilmersdorf erzählt, das gemeinsam mit seinen Eltern Steffy und Ludwig Collm im Oktober 1942 vor der Verfolgung durch das nationalsozialistische Regime untertauchte. Sie überlebten dank eines Netzwerks von Helferinnen und Helfern.

Die Ausstellung war eine vielstimmige Auseinandersetzung mit dieser Geschichte. Am Anfang stand ein Stolperstein für Gertrud Cohn, die Großmutter der Familie, der an ihrem letzten Wohnort am Nikolsburger Platz 4 an ihr Schicksal erinnert. Die Berliner Autorin, Illustratorin und Lehrerin Birgitta Behr hat die Erlebnisse der Familie aus Sicht der Enkelin Susi in der Bildsprache einer Graphic Novel erfahrbar gemacht und damit eine hoffnungsvolle Botschaft formuliert. Stefan Collm, ein Nachfahre der Familie und Stiefbruder von Susi, hat seine Erinnerungen geteilt und Dokumente und Gegenstände aus dem Familienarchiv beigetragen. Das Museum hat Fragen nach dem historischen Hintergrund der Lebensgeschichten und ihrer Schauplätze beantwortet.

„Susi, die Enkelin von Haus Nr. 4“ war einen Rundgang durch eine Graphic Novel im Ausstellungsformat mit lebendig gestalteten Interieurs und hat sich insbesondere an Kinder und Jugendliche ab 10 Jahren gerichtet. Vor dem Hintergrund der historischen Ereignisse wurden die jungen Ausstellungsbesucherinnen und -besucher in der Villa Oppenheim ermutigt, sich mit aktuellen Fragen zu beschäftigen und selbst gesellschaftliche Verantwortung zu übernehmen.

Das Museum hat damit neue Formen der Vermittlung erprobt, um diese gerettete Geschichte aus der Zeit nationalsozialistischer Verfolgung zu erzählen – in einer Gegenwart, in der kaum noch jemand aus eigener Erfahrung davon berichten kann.

Ein Veranstaltungsprogramm und vielfältige Vermittlungsangebote für Schulklassen haben die Ausstellung begleitet. Die Graphic Novel von Birgitta Behr ist unter dem Titel "Susi, die Enkelin von Haus Nummer 4 und die Zeit der versteckten Judensterne" auch als Buch erschienen. Lehrerhandreichungen für Grund- und Oberschulen mit Empfehlungen und Arbeitsblättern zur Vor- und Nachbereitung des Ausstellungsbesuchs haben als Begleitmaterialien die Ausstellung ergänzt.

Illustration © Birgitta Behr/arsEdition, Abbildung vom Nikolsburger Platz, um 1926
© Museum Charlottenburg-Wilmersdorf
Familie Collm in ihrer Wohnung in der Holsteinischen Straße, Sommer 1945 © Familienarchiv Collm
Die Rückkehr der Familie Collm nach Berlin, Sommer 1945 © Birgitta Behr/arsEdition
Ludwig Collms Besucherausweis des italienischen Kulturinstituts, mit dem er sich zum Schutz als dessen Mitarbeiter ausgab, 1942/43 © Familienarchiv Collm